in Djalilabad

  !در جلیل آباد ما آشغال نداشتیم

Wir haben in Djalilabad keinen Restmüll gehabt. Wir haben die meisten Sachen zum Essen im Haus gehabt, im Sommer frische Sachen und Winter die gelagerten Sachen. Meine Mutter hat eine Einkaufstasche gehabt, mit der Sie einkaufen gegangen ist, wenn überhaupt. Meistens mussten wir nur Brot, Fleisch und Milch kaufen bzw. holen gehen. Brot ist einfach offen mit auf der Hand getragen worden oder wenn das Brot sehr heiß war, im Brottuch eingewickelt worden. Fleisch ist in irgendeinem Papier, manchmal auch im Zeitungspapier eingewickelt worden und für die Mich haben wir eine Blech-Milchkanne gehabt.

Für uns Kinder war es ein besonderes Ereignis, Brot, Milch oder Fleisch kaufen oder eben holen zu gehen. Denn sehr oft gab uns die Verkäuferin oder der Verkäufer eine Kleinigkeit als Belohnung.

Alles ist bis zur letzten verzehrbaren Winzigkeit gegessen worden und zwar genussvoll. Die Brösel haben die Hühner bekommen und die Knochen der Hund.

Die Schalen oder den heutigen Biomüll haben auch die Hühner bekommen. Wenn es aus irgendeinem Anlass eine Schlachtung gab, ist der Hund auch noch zu etwas Frischem gekommen.

Alle waren glücklich die Eltern, die Kinder, die Hühner und der Hund.

Genauso sind wir mit der Kleidung und Schuhen umgegangen. Nein, die sind nicht gegessen worden. Ich erkläre es. Meistens hat es ganz neue Sachen vom Bazar nur zu unserem Neujahrsfest zu Frühlingsbeginn oder zum Schulbeginn gegeben. Ansonsten hat meine Mutter die meisten Sachen selbst genäht und gestrickt. Wenn einer von uns von dem anderen etwas bekommen konnte, waren wir auch sehr glücklich oder wir zählten sogar die Monate, Wochen und Tage bis wir dran waren. Wenn – aus welchem Grund auch immer – eine eins zu eins Übergabe bzw. Übernahme nicht möglich war, ist wieder alles aufgemacht worden und die kaputten Teile wurden ausgeschnitten und weggeworfen. Von dem Rest wurde wieder etwas neues gemacht. Aus Stoffen ist bis zur Unterhose etwas genäht worden und aus den gestrickten Sachen Hauben, Handschuhen, Socken oder auch Schals. Wenn es notwendig war auch mehrfärbig.

Nur die Schuhe sind vom Schuster repariert worden. Sehr oft sind ein Paar Schuhe einige Male repariert worden. Eisen, Blechwaren aber auch Altpapier sind gesammelt worden und alle paar Wochen oder Monaten sind Leute gekommen, die ihre Ankunft lauthals bekannt gaben und alles gegen Salz aber auch gegen verschiedene Bastkörbe mitnahmen.

Sonstige Gegenstände hat es kaum in unserem Leben gegeben. Ausser einige Truhen für die Kleidungsstücke.

Damals gab es in unserem Leben kaum unbrauchbares, sollte trotzdem irgendetwas übergeblieben sein, das man nicht mehr benützen konnte, hoben wir dieses auf bis zu unserem Neujahr. Denn es gibt kurz vor unserem Neujahr ein Feuerfest, wo wir zumindest über drei Feuerstellen, die in einer Reihe gemacht werden, springen und Lieder singen. So waren auch unter anderem alle  die letzten unbrauchbaren Dinge genutzt.

Bis die Verpackungsordnung und in deren Folge das Plastik in unser Leben kamen. Trotz anfänglicher Skepsis ist es mit der Geschwindigkeit einer Epidemie oder besser gesagt, wie die Pest, verbreitet worden. Nach und nach sind Winzigkeiten groß verpackt worden und die billigen Plastikwaren eroberten unser Leben. Von der Küche bis in unserer Kleidung, überall fand man Plastik. Anschließend nahm das Plastik durch die Verpackungsverordnung für mehr “Hygiene” insbesondere im Lebensmittelwaren aber auch die Verpackung der immer billiger werdend Industrieprodukte, den Thron jedes Haushaltes ein. Mit dem großen Nachteil, dass wir die Reste und unbrauchbaren Plastikteile nicht mehr bei unserem Feuerfest am Ende des Jahres anzünden konnten.

Hatten wir es gewagt, gab es einen schwarzen stinkenden Rauch, über den niemand mehr springen wollte. Ich weiß nicht wie viele Menschenleben durch Plastik und “hygienische” Plastikverpackung gerettet wurden, ich weiß aber, nun überschwemmt Plastik alle unsere Felder, Wälder, Meere …

Mittlerweile weiß ich nun auch, dass unsere Meere und Ozeane nachhaltig mit diesem Zeug ruiniert wurden und weiter werden. Und die Gierigen, wer sie auch immer sind, hören damit nicht auf.

Weil wir kaum ihren Mist sehen oder kaum darüber informiert werden.

Jänner 2016

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